Peru 1989
Kapitel 39
Terror, Tod und tabulose Leidenschaft
Wieder war ich dem menschlichen Ende nahe. Dass ich mit dem Tod konfrontiert werden würde, war mir vor meiner Expedition bewusst, spätestens zwei Tage vor meinem Abflug nach Lima, als das Auswärtige Amt vor Reisen nach Peru gewarnt hatte.
Abimael Guzmán, auch Presidente Gonzalo genannt, ein Philosophieprofessor an der Universität Ayacucho, war der Anführer der maoistischen Terrorgruppe „Sendero Luminoso“. Er befahl einen gnadenlosen Krieg gegen die Quechuasprachige Landbevölkerung, die sich weigerten, sich dem leuchtenden Pfad anzuschließen. Fast 70.000 Menschen kamen durch die Guerilla Aktivitäten mit bürgerkriegsähnlichen Konflikten der Gruppe, die über zehn Jahre lang andauerten, ums Leben. Darunter waren mehrheitlich indigene Bauern, aber auch Lehrer, Bürgermeister und andere führende Persönlichkeiten. Von 1985 bis Anfang der 1990er Jahre kontrollierte die Gruppe um Presidente Gonzalo große Teile Perus und versetzte die Bevölkerung in Angst und Schrecken.
Ich lag neben einer jungen, nackten Nymphomanin, die seelenruhig und entspannt zwischen zwei großen Bananen Stauden in der Hängematte schlief. Der Mond versteckte sich hinter den heiligen Hügeln der Yarowilka. Die einzigen Lichtquellen waren die hell leuchtenden Sterne am Firmament und die Luzernas, die Käferlichter, die über mir schwebten. Ein anderes Licht, wie Lagerfeuer, Kerze oder Taschenlampe, konnte ich mir nicht leisten, das hätte unseren Standort verraten. Die seltsamen, kreischenden Geräusche der Nachtvögel ließen darauf schließen, dass etwas im Hinterhalt lauerte. Aber trotz dem Tod und Terror war es eine paradiesische Nacht.
Da ich nichts anderes tun konnte als warten auf das Morgengrauen, überbrückte ich die Wartezeit mit Gedanken an den Tod und grübelte über mein leidenschaftliches Leben.
Das „Denken“ wurde im Laufe meines Lebens zu einem meiner Hobbys, denn wie waren die Worte von Albert Einstein:
„Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt!“
Schon früh war ich mit dem Tod in Verbindung geraten. Wie war das, damals 1958, als mein Großvater an Lungenentzündung gestorben ist. Ich war gerade mal Vier Jahre alt, als ich sein Leichnam auf dem Bett liegen sah. Meine Mutter hatte mich gesucht, weil ich ausgebüxt war und hatte mich gleich drauf im Schlafzimmer meiner Großeltern gefunden. Meine Mutter meinte: „Wu machscht du dônn nur rum Buuh?, kumm raus doo, de Opa schleeft!“, er sah komisch blass aus und hatte seinen rechten Arm auf der Bettdecke liegen, seinen linken Arm hatte er im Krieg verloren. Dass er tot war, hatte man mir erst später gesagt, weil ich mein Opa nicht mehr gesehen hatte. Zur Beerdigung meines Großvaters brachte mich meine Mutter zum „ôlde Spilger“, ich sollte da nicht dabei sein.
In der Nachbarschaft meines Elternhauses gab es einen alten Mann, meine Eltern sagten immer: „driwwe, de ôlde Spilger!“
Oft war ich auf seinem Schoss gesessen, lutschte ein karamell Bonbon, das er mir gegeben hatte, und lauschte seinen Geschichten von damals, vom Krieg. Seine Stimme war krächzend, rau, ein fremdes Dialekt. Sein kleines Zimmer roch rauchig. Das kam von seinem Stumpen, einer dicken Zigarre, die zwischen seinen Lippen steckte. Und sein Gesicht war faltig, tiefe Falten, die aussahen wie Wege durch ein unwirtliches Land, vom harten Leben gezeichnet. Sein alter Hut, seine Wams, seine Hose, die alten Möbel, alles roch nach seiner Zigarre. Ich hatte mich so sicher gefühlt auf seinem Schoss, in seiner Nähe.
»Irgendwann, im Laufe der Zeit, war ich nicht mehr so oft bei ihm, und 1968 war er gestorben. Ich war vierzehn Jahre alt, durfte sein Kreuz von seinem Zuhause bis auf den Friedhof, durch unser Dorf tragen. Es war ein denkwürdiger Heimgang für mich. Ich führte den Trauerzug an. Der Sarg mit dem Leichnam des ôlden Spilger lag auf einem schwarz umkleideten, mit Blumen geschmückten Rollwagen und wurde von vier Männer der freiwilligen Feuerwehr hinter mir her geschoben. Hinter dem Rollwagen kamen schwarz gekleidete Leute unseres Dorfes gelaufen; Angehörige vom ôlde Spilger, Männer, Frauen, Kinder. Es war sein Weg in den letzten Garten. Ein Platz, den ich immer gerne besuche, denn da liegen endlose Geschichten begraben. Auf dem Grabstein steht hinter seinem Namen nur das Sterbejahr, sein Geburtsdatum war wohl nicht bekannt.«
„Ob das Opfer am Rio Monzón, aus der damaligen Nacht ein Grab, ein Kreuz oder ein Denkmal bekommen hat?“, sicher wurde er verscharrt und vergessen.
Er war einer der vielen Toten des Guerillakrieges.«
Pilar, mein angenehmes Anhängsel, wachte mit der Sonne auf. Der Feuerball kam glutrot hinter den Hügeln hervor und zeichnete bewegliche, schleierhafte Schatten von Bananen Blätter auf Pilars nackten Körper. Mit der Dunkelheit verloren sich auch die seltsamen Geräusche der tropischen Nacht. Das Zirpen der zahllosen Insekten wurde leiser. Ein paar wenige Blutsauger, kleine und größere, saßen von draußen auf dem Moskito Netz und warteten auf unsere hitzigen Körper. Einfach weg schütteln brachte nichts, denn dann kamen die nächsten Biester und warteten auf Beute.
Das „Rupa Rupa Land“, der Quechua Name für „brennend heiße Zone“, das Heimatland der Yarowilka, in dem ich mich befand, war Malaria Gebiet. Deswegen nahm ich zweimal in der Woche Resochin Tabletten ein. Pilar hingegen, mein dunkelhäutiges, dauergeiles Beiwerk, war auf natürlicherweise immun. Sie strahlte Glückseligkeit aus und wusste nichts von meinem nächtlichen Ausflug, von meinen Beobachtungen, dass ich sie kurze Zeit alleine gelassen hatte.
An meinen Füßen zog sie mich zu sich, so dass sie zwischen meinen Beinen saß. Das Moskitonetz bewegte sich. Die Blutsauger schreckten kurz auf und wechselten den Warteplatz. Draußen, im Wald, am Fluss, war es ruhig. Keine alarmierende Geräusche, die mich beunruhigten. Die Morgensonne heizte die Landschaft auf und Pilar kümmerte sich um die tabulose Morgengeilheit. Durch das grelle Sonnenlicht blinzelte sie mich an. Ihre leidenschaftliche Verruchtheit, die sie schon am frühen Morgen ausstrahlte, berauschten meine Sinne. Sie streichelte meine Oberschenkel, meine Hüften, mein Bauch. Mit ihren zarten, tiefbraunen Händen und den hellen Handflächen bearbeitete sie sprachlos meinen steifen Penis. Sie rieb meine glänzende Eichel an der Innenseite ihrer Oberschenkel. Schnappatmung setzte ein. Ich fühlte Blutlosigkeit in meinem Kopf, als ob sie einen Schalter umgedreht hatte, der meinen Verstand ausschaltete.
„Oh Señ…. Señorita Pilar, …..was… aahaahh…. haaa…., wir…..mü…..ss…..ssen…..aahhh…!“, die gestammelten Wörter und Silben, die aus meiner Lust heraus brachen, ergaben keinen Sinn.
Als ich mich aus ihrem Trieb befreien wollte, drückte sie mich sanft in den Stoff der Hängematte. Ich schloss meine Augen.
„Ich brauche dich Gringo!“, zischte sie.
„Oh ja bitte, gebrauche mich!“, ich ließ mich von ihrer Sinneslust führen.
Pilar setzte sich auf mich. Sie rieb ihre nasse Vulva am unteren Schaft meines harten Schwanzes. Ein kurzer Griff, dann bohrte sich mein Phallus tief zwischen ihre angeschwollenen Schamlippen. Die enge Ausgefülltheit ihrer nassen Venusspalte raubte mir jeden Sinn. Als ich meine Augen öffnete, sah ich in ihr dominantes Lächeln. Ich hatte das Gefühl, als ob ein dunkelbraunes, geiles Urwaldmonster über mir sitzt, das sich leidenschaftlich auf und nieder bewegt. Wieder schloss ich meine Augen, ließ meine Beine rechts und links zum Rhythmus aus der Liebesschaukel baumeln, genoss das Heben und Senken ihres schwitzenden Körpers und den Griff der Kleopatra, ihren Schamlippenkuss. Ihr Liebesstöhnen stockte: „Haya, ….. ahhh, …. amor, …. yaya, … hayaGringo,…. amooor,…. ohgringo,…. oohh!“ Ich spürte, wie sich mein Sperma an einem zentralen Punkt sammelte, um explosionsartig in Pilars Unterleib zu spritzen. Die Amazonen Stellung führte uns in einen Liebeswahn und mein dunkelbraunes Liebesmonster geriet in einen unaufhaltsamen Orgasmus Rausch.
Pilar lächelte. Mit verdrehten Augen sah sie mich an. „Oh Gringoo Don Walteroo, du bist….. der …… !“, ihre Stimme überschlug sich und ihr Körper bebte nach. „So ein Waahnsinn!“, brach aus ihr heraus. Sie gab mich noch nicht frei. Mir gefiel es, wie sie mit ihrem Schamlippenkuss meinen Lustsaft aufsaugte, bis zum letzten Tropfen. »So jung und so verdorben«, dachte ich. Langsam bekam ich wieder einen klaren Kopf. Meine Sinne sammelten sich. Pilar stieg widerwillig von mir runter und ich zog das Moskitonetz ab. „Das müssen wir wiederholen!“, ihre erotische Stimme und mein Blick auf ihren dunkelbraunen Bilderbuch Busen brachten mich gleich wieder in Stimmung. „Aber nicht jetzt und nicht hier!“, mein Verstand antwortete. „Oh Pilar, wir müssen weiter, es ist noch ein langer Weg bis Monzón!“, ich umarmte sie und zog sie instinktiv zur Seite, weil sich eine schwarzgelbe Spinne, direkt neben uns, von einem Bananenblatt abseilte.
»Gedanken schossen durch meinen Kopf. Von den zahlreichen Spinnenarten gibt es manche Weibchen, die ihre Männchen nach dem Geschlechtsakt auffressen. Die berühmteste Art ist die schwarze Witwe. Wenn Pilar eine Spinne gewesen wäre, hätte sie mich schon im Hinterzimmer des Tropicana in Monzón gefressen.«
Sie legte ihre Arme um meine Hüften und drückte mich an ihren erregten Körper. Ich fühlte mich gefangen und verloren in ihrer leidenschaftlichen Lust. Pilar war wie eine Spinne, hielt mich fest in ihrem unsichtbaren, geilen Gespinst. Ich war ihre begehrende Beute. Wie in Trance stammelte ich meinen erotischen Befehl:
„Komm, beiß mich, sauge mich aus!“
Sie schubste mich zurück in die Hängematte und kniete sich vor mir zwischen meine Beine. Dann spürte ich den Biss der Spinnenfrau, ihre Zähne an meiner Eichel. Ich schloss meine Augen und vergaß alles um mich herum, den Urwald, die Moskitos, die Gefahr der Rebellen, selbst Geräusche nahm ich nicht mehr wahr. Ich ließ mich von einem geilen Gefühl regieren.
»Kurz dachte ich an Luana, als sie uns mit einem Pulver, einer Droge, in sinnliche Trance versetzt hatte. Pilar hingegen, mein dunkelhäutiges Liebesmonster, schaffte es auf natürlicher Weise, praktizierende erotische Magie. Der Voodoo zog seine Kreise von Mannheim bis Monzón.«
Mit ihrer rechten Hand umschloss sie meinen hinteren Phallusschaft, mit ihrer linken Hand massierte sie meine Hoden und ihre Zähne und Lippen erzählten mir eine Geschichte von seelenberührenden und atemstockenden Eichelrituale. Als sie mit ihrer Zungenspitze meine Eichellippen reizte, hielt ich es nicht mehr aus. Mein Ejakulat spritzte in ihren Mund. Ihre Sucht nach meinem Samen hatte sich beruhigt und tief entspannt kam ich wieder zu Sinnen. Ich öffnete meine Augen, sah auf riesige Bananen Blätter und in ein tiefbraunes, glückliches Gesicht.
„Komm, ich brauche eine Abkühlung!“, sagte sie und zog mich aus der Hängematte. Während Pilar ein paar Früchte pflückte und schälte, baute ich die Alarmanlage und die Tarnung um unserem Lager herum ab. Bananen zum Frühstück, mit einem Schluck Wasser zum Nachspülen, weckt die Sinnlichkeit. Als sie ihre Lippen über eine Banane stülpte und der reizende Blick aus ihren schwarzbraunen Augen mich erfasste, konnte ich meine phantasievolle Spannung nicht zurückhalten.
„Oh ooh!“, sie lächelte mit vollem Mund, bewunderte die Erregung und schlug mir auf den Oberschenkel, weil sich ein Moskito zum Stechen platzierte.
„Ich glaube, du brauchst auch eine Abkühlung!“, sie nahm meine Hand, zog mich zum Wasserfall und schubste mich unter das Spritzwasser, das erfrischend war.
„Ich geh mal schnell um die Ecke!“, sie grinste.
„Wo gehst du hin?“, schrie ich aus dem Wasser heraus.
„Na, du weißt schon, für kleine Prinzessinnen, aber lauf nicht weg, ich brauche dich noch!“, sie schmunzelte und verschwand hinter der Mauer und einem Gebüsch.
Das kühle Nass hatte meine Gefühle zurückgesetzt und ich bewunderte die Konstruktion der frühen Kultur, der Yarowilka. An einem größeren Stein erkannte ich ein eingeritztes Spiralmotiv, das Wasser hatte es reingewaschen. Die Bedeutung der Spirale ist das Symbol für die Seelenreise, wiederkehrendes und ewiges Leben. Gedankenversunken hörte ich Pilar, sie kam schreiend angerannt:
„Da, da, dort ist alles voller Blut und, und da, da liegt eine abgetrennte, menschliche Hand!“, sie zappelte herum und war aufgebracht. Ich zog sie unter den Wasserfall, hielt sie fest umarmt und beruhigte sie. Ich erzählte ihr von meinen Erlebnissen der letzten Nacht, von den Rebellen und dem toten Mann, und dass ich sie kurz alleine gelassen hatte. Aber dass sie in relativer Sicherheit war. Sie schluchzte, ihre Tränen vermischten sich mit dem archaischen Wasser der Yarowilka.
Es dauerte einen Moment, bis sie wieder einen klaren Kopf bekam. „Komm, zeige mir die Stelle wo…..!“, ich konnte den Satz nicht mehr aussprechen, weil sie mich unterbrach.
„Hörst du das auch?“, sie lauschte in die Richtung des Flusses.
„Was?, was soll ich hören?“, ungläubig sah ich sie an.
„Na, ich höre es ganz deutlich!“, sie zog mich aus dem Spritzwasser heraus, dann hörte ich es. Es war ein monotoner Ton eines Motors, der zwischen den friedlichen und natürlichen Geräuschen des Urwaldes fremd klang.
Schnell rannten wir zum Lagerplatz zurück, zogen unsere Klamotten an, packten alles zusammen und liefen runter zum Fluss. Wir versteckten uns hinter einer tropischen Hecke und beobachteten den Flussbogen. Außer ein paar springende Fische konnten wir in dem gleißenden Licht der Morgensonne nichts erkennen, aber das Geräusch kam rasch näher. Pilar drückte sich an mich, ihr Körper zitterte und versprühte Angst. Der monotone Ton des Außenborders war zielgerichtet und hatte einen fürchterlichen Klang nach Terror und Tod.
Aber das ist wieder die nächste Geschichte.
