Kapitel 33
„Auf dem Schmuggler Weg“
Der Himmel spiegelte sich im Fluss, blau und weiß. Das Boot gleitete durch das braune, tropische Gewässer, schwerelos, wie auf einer weißen Wolke.
Es gab Tage, da fühlte ich mich richtig gut, sogar prächtig und dieser Tag war einer davon. Ich saß am Bug des Bootes, hinter mir Amalíe und Pilar, zwei hübsche Mulattinen, die geil auf mich waren und an dem starken Außenborder saß Juan, der mir auf den ersten Blick unsympathisch war. Er drosselte die Geschwindigkeit, weil am Ufer des Flusses, ein paar Häuser standen. Holzhütten einer kleinen Siedlung, die nahe am Ufer gebaut und vom Hochwasser bedroht waren.
Juan war ein Schmuggler, einer von den Hinterhältigen. Schon der erste Blick in sein Gesicht, eine Visage zum Reinschlagen. Bei seinem Lächeln prahlte er mit seinen Goldzähnen, die in der Sonne aus seinem dunkelbraunen Gesicht blitzten. Das Edelmetall stammte ursprünglich aus dem Rio Marañon, jener wilden Zeit, wo er als Goldgräber unterwegs gewesen war.
Juans Geschäft lief gut, er transportierte Kokablätter nach Tingo Maria, auf dem Rückweg nahm er das weiße Pulver mit und brachte es auf den Weg durch die Anden.
Amalíe und Pilar vertrauten ihm, also tat ich es auch, obwohl ich ihn anders einschätzte.
Als wir an der Siedlung vorbei waren, kam noch ein Unterstand, ein einfaches Holzgestell mit einem Palmwedeldach, in dem zwei Männer mit automatischen Gewehren im Anschlag standen. Juan kannte sie, winkte ihnen zu und gab wieder Gas, ließ kräftig den Motor aufheulen.
Mit hohem Tempo fuhren wir auf dem Hochwasser führenden Rio Monzón in Richtung Tingo María.
»So wie es Juan machte, machten es viele junge Männer. Tingo María, Monzón, Tantamayo war ein begehrter Schmuggler Weg, bei den Senderos und bei anderen kriminellen Kurieren. Waffen und Kokain war der Handel auf diesem gefährlichen Schleichweg, weit abgelegen der Zivilisation.
Boote fuhren nur bei Hochwasser auf dem Rio Monzón, oder die Ware wurde mit Pferden und Eseln über die Anden transportiert, bis nach Tantamayo und weiter mit Lkw’s bis zum Pazifik. In den ‚90er Jahren war Tantamayo zeitweise eine Hochburg des Kokains, das Dorf blüte auf, wurde von Prostituierten und anderen Glücksuchenden bevölkert.
Drogenbarone aus Mexiko und Kolumbien gaben sich die Hände. Terror und Drogen; Waffen und weißes Pulver. Es wurde gemordet und gehandelt in großem Stil.«
Ich spürte zwei Hände, die meine Hüfte umfassten. Ich schaute über meine Schulter, es war Pilar, die zu mir rückte. Amalíe saß hinten, neben Juan. Pilar beugte sich vor, ganz nah an mein Ohr und hauchte zärtlich: „Es war schön mit dir letzte Nacht, das müssen wir wiederholen!“
„Oh ja Pilarsita, das müssen wir!“, ich legte meinen Kopf nach hinten auf ihre Schulter. Während sie meine Wange küsste, drosselte Juan die Geschwindigkeit, weil ein paar dicke Äste im Fluss schwammen. Langsam tuckerte er an den Ästen vorbei, steuerte das Boot sicher durch das braune, gefährliche Wasser.
Aus den grünen, bewaldeten Hügeln, rechts und links, kreischten ein paar Vögel. Tukane querten den Wasserlauf und verschwanden im Regenwald. Im Osten vor uns, über Tingo María, türmten sich dunkle Regenwolken auf, typisch für die Regenzeit. Und im Westen, hinter uns, sahen wir weiße Bergspitzen der Cordillera Central, sie ragten wie königliche Throne in das ewige Blau. Eigentlich ein peruanisches Paradies, wenn man von der Gefahr absah, dass hinter jeder Flussbiegung ein paar schwer bewaffnete Militärs, Rebellen, oder andere Desperados warteten, die uns überfallen könnten. Aber mit dem hinterhältigen und mir unsympathischen Juan waren wir in bester, krimineller Begleitung. Durch meine kleine Lebensversicherung, ein Survivalkit, den ich am Gürtel trug und dem Revolver in meinem Stiefel, konnte ich meine Gedanken an Pilar verschwenden, die von hinten ziemlich nah an mich ran rückte, so dass ich ihre wohlgeformten Brüste an meinem Rücken spürte.
Juan tuckerte weiter langsam den Fluss hinunter, trällerte dabei ein Liedchen. Amalíe hörte gespannt zu. Und ich genoss Pilar, die ihre Finger nicht von mir lassen konnte.
In der Ferne sah ich die Konturen eines Bootes. Ich schaute über meine Schulter zu Juan und deutete mit meiner Hand nach Osten. Er bemerkte sofort, was ich ihm mitteilen wollte, denn er sichtete das Boot auch und erhöhte die Geschwindigkeit. Der Volvo Penta heulte auf.
Ein schriller Aufschrei durchbrach das Motorengeräusch und Juan stoppte die Fahrt, drückte das Not-Aus. Pilar und ich drehten uns um und sahen nur Juan am Außenborder sitzen. Amalíe, die locker auf dem Bootsrand saß, hatte den Halt verloren und viel ins Wasser. Wir schauten nach ihr, konnten sie um das Boot nicht finden. Plötzlich schrie Juan: „Da ist sie!“, die Strömung trug sie schon gut 50 Meter weiter. Jetzt musste es schnell gehen, denn der Fluss ist bei Hochwasser tückisch. Strudeln und Strömungen können einen Menschen nach unten ziehen. Juan startete den Motor und fuhr los. Zeitweise war Amalíe immer wieder unter Wasser, aber wir waren schnell bei ihr. Juan drehte das Boot, sodass die Strömung Amalíe an das Boot drückte. Mit einer Hand konnte sie sich am Bootsrand festhalten. Ich ergriff die andere Hand und zog sie in das Boot, dabei stolperte ich rückwärts und Amalíe fiel auf mich, direkt auf die Kokablätter. Eine kurze Weile blieben wir so liegen. Sie triefte vor Nässe. Ihr Haar bedeckte mein Gesicht und durch eine trockene Stelle meiner Brille, konnte ich ihr Grinsen erkennen.
„Siehst du Gringo, jetzt hast du sie doch noch fangen müssen!“, ihre erregte Stimme klang süchtig, süchtig nach Nähe, nach Sex. Durch ihre nasse Kleidung fühlte sie sich an, als wäre sie nackt. Amalíe drückte mich zwischen die Kokasäcke und nutzte meine Bewegungslosigkeit aus. Sie zog ihren nassen Rock hoch und drückte ihr Becken gegen mein Becken. Sie spürte meine Erregung, schob ihre Hand dazwischen und wollte meine Hose öffnen. Aber Pilar kam dazu und war sehr aufgebracht.
„Alles gut bei euch, seid ihr verletzt?“, ahnungslos stand sie über uns und bemerkte nicht, was zwischen Amalíe und mir geschah.
„Ich will dich Gringo, heute Nacht!“, raunte sie in mein Ohr und stand auf.
„Alles ist gut Pilar, ich bin nicht verletzt, bin nur etwas nass, und der Gringo ist auch nicht mehr trocken!“, grinste sie, gab mir die Hand und zog mich hoch.
Sie wollte gerade nach hinten gehen, zu Juan, der alles vom Heck aus beobachtete.
„Bleib stehen Amalíe!“, ich zog mein Messer aus der Scheide und ging zu ihr. Pilar schaute entsetzt zu und Juan zog sein Revolver, den er unter seinem Hemd versteckte.
»Ich hatte vermutet, dass er ein Revolver mit sich trug.«
„Keine Sorge, es passiert nichts!“, ich hob meine linke Hand. Ich kratzte mit meinem Messer einen Blutegel von Amalíes halbnackten Brüsten, den sie nicht bemerkte. Ihre weiße Bluse war durch die Nässe durchsichtig und ihre steifen Nippel waren ein Blickfang.
„Das lecken und saugen an dieser Stelle übernehme ich heute Nacht!“, flüsterte ich ihr zu.
„Aber mit Vergnügen, ich freue mich auf dich Gringo!“, sie zwinkerte mir zu und ging nach hinten zu Juan.
„Steck den Revolver weg, alles ist gut!“, verärgert setzte sie sich wieder auf den Bootsrand und hielt sich fest. Ich steckte mein Messer weg und Pilar zog mich zärtlich und bestimmend auf die weichen Kokasäcke. Juan setzte gemächlich unsere Fahrt fort. Das Boot, das wir in der Ferne gesichtet hatten, war hinter einer Flussbiegung verschwunden.
Es fing an zu regnen mit Blitz und Donner, die dunklen Wolken breiteten sich schnell über das Monzón Tal aus. Juan rief:
„Kommt Leute, nehmt die Plane und zieht sie über die Säcke!“, wir deckten die Ware ab und er steuerte das Boot in einen Nebenfluss, in ruhiges, klares Gewässer hinein.
„Wo fährst du hin?“, fragte Amalíe, wir alle sahen ihn verwundert an.
„Bei diesem Wetter ist es zu gefährlich auf dem Fluss, wir fahren zu einer nahe gelegenen Hütte!“, er schaltete den Motor aus und leise, langsam und achtsam, ließ er das Boot weiter treiben. Die Regenwolken legten sich auf die mystische Wasserlandschaft. Springende Fische durchbrachen die Wasseroberfläche und lösten winzige Wellen aus. Vögel flatterten durch das immergrüne Geäst. Blitze zuckten durch die Luft. Das, was von oben kam, war kein Regen mehr, es war Wasser in der Luft, kam aus jeder Richtung. Aus dem Nebel tauchte plötzlich eine Hütte auf, sie stand auf Stelzen. An einem Pfahl war ein Boot mit einem kleinen Außenborder befestigt.
Juan stoppte unser Boot mit einem Paddel.
„Das ist die Hütte meines Onkels, wenn er zum fischen geht, kommt er immer hier her, aber das ist nicht das Boot meines Onkels!“, er zog das Paddel leise durch das Wasser, steuerte unser Boot durch blühende Seerosen an einen Pfahl und machte es fest. Ich zog den Bug an die Leiter und band es auch hier fest.
Patschnass, wie wir alle waren; Amalíe und ich schon zum zweiten Mal, stieg ich die Leiter hoch.
Auf dem Vorbau zog ich mein Revolver aus dem Stiefel.
»“Waren es Flusspiraten, Desperados oder Senderos, die hier vor dem Wetter Schutz suchten?“, mein Herz schlug heftig bis zum Hals.«
Juan gab mir ein Zeichen, dass ich warten soll bis alle oben sind. Mit seinem Revolver in der Hand, stieg er als letzter die Leiter hoch und positionierte sich am Fenster. Amalíe und Pilar blieben hinter ihm. Alle waren sehr angespannt.
Ich ging langsam zur Tür, klopfte drei Mal und rief:
„Hallo, ist hier jemand?“
Aber das ist wieder die nächste Geschichte
