Expedition Yaro Peru 1989

Kapitel 32

„Vermisst“

»Der südamerikanische Carnaval kann zur Ekstase werden, die Leute tanzen sich in Trance und Pilar war der lebende Beweis. Ihre Erregung war auf dem höchsten Level, sie brauchte dringend eine Entspannung und mental hatte sie mich regelrecht mitgerissen.«
Wir waren nackt. Meinen Revolver konnte ich in meinem Stiefel verstecken, sie bemerkte ihn nicht.
Pilar saß am Tisch und zog sich ein weißes Pulver in die Nase.
„Magst du auch?“, mit dem Kopf über dem Tisch und dem Röhrchen in der Nase schaute sie mich an, ihr junger Körper erregte mich.
Ich winkte ab:
„Das Zeug brauche ich nicht, ich bin natürlich geil!“
„Wie du willst Gringo!“, sie schnuffelte das weiße Zeug in sich hinein, stand auf und fiel über mich her.
»Hier, unter den jungen Cocaleros, war es üblich, dass man sich eine Nase voll nahm, vor allem bei einer Fiesta, oder wie jetzt beim Carnaval. Der Zugang zu dem weißen Pulver war sehr einfach. Tingo María und Tarapoto, die Zentren des Kokains, waren nicht weit entfernt und Monzón war bekannt für illegalen Coca Anbau«
Drüben von der Bar hörte ich deutlich die Trompeten und die Quenas aus der Musik heraus. Und bei Pilar spürte ich die Leidenschaft ihrer Lippen, ihrer Zunge und Zähnen, die unbändige Lust ihren Liebessaft zu verspritzen und die Gier nach meinem Sperma. Fast zwei Stunden dauerte unser Liebesspiel. Wir tanzten auf dem Gipfel der Begierde, bis die Wirkung des Pulvers bei ihr nachließ, dann schliefen wir beide ein, entspannt und ausgelaugt.
Als ich morgens aufwachte, verspürte ich Muskelkater in meinem Mund und meiner Zunge. Pilar, die Königin der Nacht, war verschwunden, sie hatte sich unbemerkt aus dem Zimmer geschlichen.
Etwas benommen schaute ich nach meinen Sachen, es war alles noch da, sie hatte keine kriminellen Absichten. Pilar war nur ein liebes Luder, das mein Sperma geklaut hatte.
Ich ging ins Bad und kippte einen Eimer Wasser über mich. Meine Gedanken sammelten sich und der Morgen, der schon längst angefangen hatte, fing an zu strahlen. Ich zog mich an, setzte meinen Hut auf, den Revolver steckte ich in meinen Stiefel. Ein paar erotische Spuren der Nacht beseitigte ich noch schnell, dann ging ich nach draußen. Die Bar war geschlossen. Ein bedränglicher Geruch von Alkohol und Drogen lag in der Luft. Durch die Hintertür schaute ich in unser Zimmer. Luana und Seni waren nicht da, sie waren die ganze Nacht nicht da. Das Zimmer sah noch so aus, wie Seni und Ich es am Vorabend verließen. »Wo waren die Frauen?«
Auf der Straße war es ruhig. Ein paar streunige Hunde liefen an der Seite auf und ab, auf der Suche nach etwas fressbarem. Sie blieben alle im Schatten, denn die Sonne brannte schon erbarmungslos auf diesen Flecken Erde.
»Es ist das Land mit dem Gott mit der Schöpfung nicht fertig wurde, so heißt es in den Schriften der frühen Gelehrten zu dem östlichen Land hinter den Bergen.«
Ich lief die Straße runter, schaute im Stall nach unseren Pferden, sie waren gut versorgt. Draußen war es seltsam ruhig. An einem Tacostand, den eine junge Frau führte, blieb ich stehen.
„Guten Morgen Señorita, zwei Tacos bitte, einer mit Fleisch und der andere mit Gemüse!“, mit einem Bärenhunger setzte ich mich an den kleinen Tisch.
„Si Señor!, picante?“, sie lächelte.
»Ihre weißen Zähne leuchteten aus ihrem dunkelbraunen Gesicht mit den hohen Backenknochen.
Ein rotes Kopftuch umhüllte ihre langen, krausen Haare. Die blaue Schürze war etwas schmutzig, sie bedeckte ihren schwarzen Minirock und ihre Beine von vorne. Ihre weiße Bluse war zu eng und betonte ihre prallen Brüste mit den steifen Nippeln, ein Augenschmaus an diesem frühen Tag.«
„Ja ja, scharf darf es sein!, und haben sie Kaffee?“, ich schob meinen Hut zurück, sodass sie mir in die Augen schauen konnte.
„Siii Señor, tengooo!“, es klang so melodisch aus ihrem Mund mit den vollen, roten Lippen.
Sie nahm die alte Kanne vom Gaskocher und schenkte eine dunkle Flüssigkeit in eine Blechtasse.
„Bitteschön Señor, ihr Kaffee!“, sie stellte die Tasse auf den Tisch.
»Es war ein lausiges Getränk, das wohl schon längere Zeit zum warmhalten auf dem Kocher stand, aber es war heiß und weckte meine Phantasien und Gefühle.«
Während die Frau meine Tacos zubereitete, beobachtete sie mich, schaute immer wieder auf meine Stiefel. Meinen Revolver konnte sie nicht erkennen, den hatte ich unter meiner Hose versteckt.
„Gibt’s was neues, es ist so ruhig im Dorf?“, ich tat so, als wäre ich schon länger in Monzón.
„Ja Gringo, es gibt was neues!“, mit leicht zugekniffenen Augen sah sie mich an.
„Du warst mit meiner Schwester letzte Nacht zusammen, sie hat mir von einem Ausländer erzählt, das kannst nur du gewesen sein, du bist der einzige Fremde in unserem Dorf!“,
ihr Blick traf mich in meiner erotischen Seele.
„Oh, ja Pilar!, wo ist sie?“, ich erwiderte ihre starre Haltung.
»Die Lage war angespannt.«
„Sie ist zu Hause und schläft, alle sind heute morgen zu Hause und schlafen ihren Rausch aus!“, sie belegte meine Tacos mit flinken Fingern.
„Und wer oder was bist du, wie ist dein Name?“, meine Neugierde ließ mein Herz rasen.
„Ich bin Amalíe, die ältere Schwester von Pilar, ich verkaufe dir gerade ein Frühstück!“, lächelnd, stellte sie den Blechteller mit den Tacos auf den Tisch, setzte sich neben mich und wünschte mir einen guten Appetit.
„Eigentlich ist Pilar garnicht  meine Schwester, sie wohnt mit mir im Haus, seit dem ihre Eltern verschwunden sind!“, ihre dunkle, erotische Stimme klang bedeckt. „Es war vor etwa acht Jahren, als Senderos in unser Dorf kamen, den Bürgermeister töteten und Pilars Eltern verschleppten. Beide waren Lehrer an der Schule, seit dem gelten sie als vermisst!“, in ihrer Erzählung war Hass und Traurigkeit nahe beieinander.
„Ich war 14 Jahre alt, als meine Mutter die junge Pilar zu sich genommen hatte, wir waren wie Schwestern zusammen. Seit dem meine Mutter vor zwei Jahren, bei einem Unfall auf dem Fluß, ums Leben kam, bestreiten wir unseren Lebensunterhalt gemeinsam!“, entschlossene Direktheit hörte ich aus ihrer Stimme heraus.
„Und was ist mit deinem Vater?“, ich hörte auf zu essen.
„Meinen Vater kenne ich nicht, meine Mutter kannte ihn auch nicht, es war in einer Nacht passiert, als die Senderos über unser Dorf herfielen, hatte mir meine Mutter erzählt, sie haben gemordet und vergewaltigt, ich war eigentlich nicht erwünscht!“, kleinlaut rückte sie näher zu mir und suchte sichtlichen Hautkontakt.
Ein kleiner, struppiger Hund schlich um uns herum. Ich hatte ihm etwas von meinem Taco zugeworfen.
„Mach das nicht, du wirst ihn nicht mehr los, ich werde ihn nicht mehr los, er wird dann nur noch um meinen Stand herum schleichen!“, zärtlich legte Amalíe ihre Hand auf meinen Arm.
„Was machst du hier und wer bist du?, bist du ein Söldner oder was?“, sie, drehte sich zu mir und brachte ihre pralle Oberweite in den Vordergrund.
„Oh Amalíe, pass auf den Knopf auf, wenn der reißt, fallen beide raus!“, lächelte ich verschmitzt und deutete mit leichtem Kopfnicken auf ihre halbnackten Brüste.
„Dann musst du sie auffangen!“, sie grinste und kam näher. 
„Ich bin kein Söldner, bin ein Neugieriger, der sich von schönen Señoritas den Kopf verdrehen lässt!“, ihre Berührungen machten mich wahnsinnig, als sie sich hinter mich stellte und mit ihrem Busen mein Kopf streichelte.
„Ein Auftrag hat mich in euer Dorf verschlagen!“, ich erwiderte ihre zärtlichen Berührungen, in dem ich mein Kopf nach hinten gegen ihre Brüste drückte.
„Ich bin Walter, ein Freund von Don Pedro, ich begleite Luana und ihre Freundin, die hier ein Paket abholen sollen, aber seit gestern Abend sind die Frauen verschwunden!“, sorgenvoll setzte ich mich grade hin und mit einem Schluck des piseligen Kaffees, spülte ich den letzten Bissen meiner Tacos hinunter.
„Du bist ein Freund von Don Pedro?, man nennt ihn hier ‚El Patron‘, er hat großen Einfluss in jedes Geschäft!. Und du begleitest Luana; Luana Ortega Sánchez, die Schamanin?, sie ist bekannt für ihre Rituale und ihre Geisteswissenschaften, bei einer ihrer mysteriösen Zeremonien durfte ich dabei sein, es war faszinierend!.
Heute Morgen habe ich sie gesehen, mit einer jungen Frau und einem dunkelhäutigen Mann. Sie stiegen in ein Boot und fuhren den Fluss runter in Richtung Tingo Maria!“,  mit lebhaften Gesten erzählte Amalíe und deutete mit einem Finger nach Osten.
Sie setzte sich wieder eng neben mich. „Ich mach dir einen Vorschlag!, ich schließe meine Bude ab, heute ist sowieso nichts los, das Dorf pennt, wir holen Pilar und gehen zu einem Freund, der hat ein schnelles Boot mit einem starken Außenborder. Gemeinsam fahren wir ihnen hinterher und schauen was los ist, vielleicht brauchen sie ja Hilfe!, was hältst du von dieser Idee?“, in mitfühlender Besorgnis legte sie ihren Arm um mich.
„Ja, das machen wir so, ich will wissen was da los ist!“, tief in meiner Seele spürte ich erleichterte Spannung.
Schnell hatte Amalíe ihren Stand zusammen geräumt.
Wir gingen zu Pilar, die ganz verdutzt aufwachte.
„Amalíe und der Gringo, oh mein Gott, was macht ihr denn hier?“, sie gähnte und streckte sich nackt auf einer Matratze, ihr geiler Körper wäre jetzt ein Leckerbissen.
Amalíe drängte, „komm schon, zieh dir was an, wir müssen los, ich erzähl dir alles unterwegs!“
Wir gingen aus dem Haus direkt an den Fluss, der viel Wasser führte. Ein junger Mann belud sein Boot mit Kisten und Säcken, es war eine Ladung Coca Blätter.
„Hallo Juan, du fährst doch gleich in Richtung Tingo Maria, können wir mitfahren?, wir haben es ziemlich eilig, warum?, erkläre ich dir auf der Fahrt.“
„Ja kommt steigt ein, ihr habt Glück, ich war gerade fertig und wollte los!“, mit fragender Mine schaute er in die Runde.
Ich setzte mich an den Bug. Amalíe und Pilar saßen hinter mir und Juan saß am Heck, an der Maschine, ein Volvo Penta Sechszylinder.
Mit aufheulendem Motor
rasten wir auf dem Fluss Richtung Tingo Maria, durch das Land mit dem Gott mit der Schöpfung nicht fertig wurde.

Aber das ist wieder die nächste Geschichte.

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