Peru 1989
Kapitel 31
„Carnaval in Monzón“
und das
„GinGin“ Syndrom
Eine Zeit zu überbrücken, in der man auf was warten muss, kann lästig und langweilig, aber auch interessant und aufregend sein.
Seni, Luana und ich standen am Tresen und taten so, als hätten wir uns gerade eben kennengelernt, dabei warteten wir auf den Kurier, ein Kreole, der Luana ein Paket bringen sollte.
Wir mischten uns unter das feiernde Volk, es war wohl die beste Tarnung.
Seni und Luana wurden von zwei jungen Männern zum tanzen geholt, und es dauerte nicht lange, bis ich sie aus den Augen verloren hatte. Das Tropicana kochte. Junge Frauen, nass und mit Farbe bespritzt, tanzten auf den Tischen oben ohne, es war der Höhepunkt des Carnavals.
Ich bückte mich und tat so, als hätte ich was verloren, doch tatsächlich versteckte ich meinen Revolver unauffällig in meinem Stiefel. Als ich mich aufrichtete, sah ich in ein paar feurigschwarze Augen, sie glänzten wie zwei Austernperlen. Eine junge Frau, nass bis auf ihre braune Haut, mit offener, durchsichtiger Bluse, die unter ihrem prallen Busen zugebunden war, um noch größer zu erscheinen und mit einem Rock, der nur das nötigste bedeckte, stand tänzelnd vor mir. Sie übergoss mich mit einem Schwall Wasser und gleichdrauf besprühte sie mich mit Farbe aus zwei Spraydosen. Wie benommen stand ich da und ließ alles über mich ergehen. Sie knöpfte mein nasses Hemd auf, besprühte meine Brustwarzen mit blauer Farbe, dann nahm sie die andere Spraydose und sprühte mit roter Farbe eine Spirale auf meinen Bauch und meinen Schritt.
Sie lächelte, reichte mir ein Glas und schrie, den Geräuschpegel übertönend:
„Yo soy Pilar; toma, toma!“, es war ein Teufelszeug.
Pilar legte ihre Hände auf meine Schultern, drückte ihren nassen Körper gegen mich und ließ ihr Becken kreisen zur rhythmischen Geräuschkulisse. Ich spielte dagegen. Mit meinem linken Arm umfasste ich ihre Hüfte und zog sie intensiver gegen mich,
dabei rutschte meine Hand versehentlich unter ihren
Rock. Ich fühlte, dass sie keine Unterwäsche trug.
„Te gusto Gringito?“, fragte sie laut, sie hatte ein provozierendes Lächeln auf ihren Lippen.
Schnell spürte sie meine Erregung, meine Geilheit, weil sie ihr freudiges Becken gegen meinen Phallus drückte.
Meinen Heißhunger auf Pilar konnte ich nicht zurück halten.
»Diese „Unersättlichkeit“ hatte sich in meinen jungen Jahren langsam aufgebaut, denn ich war ein schüchterner Typ.
Wie war das noch, damals in den 70er Jahren, ich war anfangs zwanzig, gerade volljährig und saß an den Wochenenden an der Bar meiner Lieblings Diskothek in Mannheim, dem „GinGin“ und wartete, bis mich Frauen zum tanzen aufforderten, denn auf einen Korb hatte ich keine Lust.
Das „GinGin“ wurde nur von Menschen mit dunkler Hautfarbe besucht, „schwarze, amerikanische Armee Angehörige“. Weiße Europäer konnte man am Abend an einer Hand abzählen. Es wurde Soul, Blues und Salsa gespielt. Der Jungbusch, das jetzige Mannheimer Szeneviertel mit hohem Ausländeranteil, war nicht weit entfernt.
Für mich war es das am nahe gelegenste außereuropäische Ausland, kleine Fluchten in eine andere Welt. Hatte ich Lust auf Orient, ging ich in den „Jungbusch“, hatte ich Verlangen nach dem amerikanischen Süden, ging ich ins „GinGin“, wo es mich am meisten hinzog.
Menschen mit anderer Hautfarbe; aus fremden Kulturen; mit Rhythmus im Blut; die Lässigkeit des Südens, das wollte ich.
Eines Abends saß ich wieder im „GinGin“, schaute den Leuten beim Tanzen zu und genoss die neugierigen Blicke der Barfrau. Immer wieder fiel mir eine Frau auf der Tanzfläche auf, sie war rot gekleidet; rote Hosen, rotes Top, die ihren rundlichen Busen betonte. Ihre roten High Heels machten sie etwas größer als ich. Die dunkelbraune Hautfarbe, die schwarzen, langen Locken, die Stupsnase in ihrem süßen Pfannkuchen Gesicht und diese weißen, leuchtenden Zähne beim Lächeln, wenn sie zu mir sah und mit ihren schwarzen Augen mit mir flirtete. Sie war älter, viel älter als ich, schätze mal so mitte Dreißig. Ihren rhythmischen und erotischen Bewegungen zur Musik zuzuschauen war faszinierend. Sie war die Prinzessin auf der Tanzfläche und durch die verschiedenen Tanzpartner, musste sie alleine hier gewesen sein, ich konnte keinen wirklichen Lebenspartner ausmachen.
Es war schon weit nach Mitternacht, nur noch wenige Gäste waren hier, als ich ihren Atem in meinem Nacken spürte. Und ihre Stimme:
„Hi baby, so quiet, so lonely?“, klang so dunkelgeil.
Sie zog mich sanft vom Barhocker zur Tanzfläche. Barry White sang einfühlsam zu unserem erotischen Tanz, und so versank ich in ihrer Umarmung und zerschmelzte zwischen ihrer prallen Oberweite.
Sie flüsterte mir ins Ohr:
„I’m Gerry, don’t leave me alone tonight, will you come with me?“, direkte Fragen liebte ich.
Und ich flüsterte ihr entgegen:
„I’m Walter, you came just in time, i wanted to go home right away, but now, yes I’ll come with you!“, es war eine kluge Entscheidung.
Barry White hörte auf zu singen, wir hatten uns aufgegeilt. Die Barfrau hatte alles mitbekommen, das sah ich an ihrem verschmitztem Grinsen und ihrem neidischen Blick, als ich meine Cocktails bezahlte.
„Good luck!“, sie zwinkerte mir zu.
„I’ll be back!“, sagte ich und wollte mich gerade umdrehen, weil Gerry schon hinter mir stand und mir ein Klaps auf meinen Hintern gab.
„Yes please i am waiting for you!“, flüsterte sie mir zu und streichelte über meinen Handrücken, als ich mein Geld wegstecken wollte. Durch ihren Sehnsuchtsblick war ich kurzzeitig verwirrt und dachte:
„Schau da, die Barfrau“, ich kannte noch nicht mal ihren Namen, hätte sie das mal früher gesagt, immer nur diese neugierigen Blicke.
„Yes, i’ll come back for sure!“, sagte ich, drehte mich um und folgte Gerry nach draußen. Sie zog sich eine blaue Lederjacke an, schubste mit ihren Händen ihre schwarzen Locken über ihre Schulter und sagte:
„Larissa, die Barfrau, steht auf dich; Hast du ihre Blicke gesehen, wie sie dich angeschaut hatte und dieses geile Lächeln?“
„Ja, hab ich!“ sagte ich leise, etwas herunterspielend.
„Ich kann da was arrangieren, ich kenne Larissa gut, sie ist 22 und noch nicht lange hier!“, sagte Gerry.
„Ja, mal sehen!“, sagte ich, dann stiegen wir in ihren Chevy und fuhren durch die Mannheimer Innenstadt in dieser lauen Juninacht. Meinen alten, lindgrünen Käfer ließ ich stehen, er passte nicht zu dieser Klasse.
»Gerry, eigentlich Geraldine, war ein Mysterium, sie erzählte nicht viel über sich. Sie war Militärärztin bei der US Army, in den Coleman Barracks stationiert, war 36 Jahre alt und Single. Das habe ich erst viel später erfahren, von Larissa, der Barfrau im GinGin.«
Sie lenkte den breiten Chevy sicher durch die Quadrate. Auf der vorderen Sitzbank hätten, neben dem Fahrer, noch locker zwei Personen platz, weshalb sie zu mir sagte:
„Komm doch, rutsch zu mir und sei nicht so schüchtern!“
Ich rutschte in die Mitte, dann legte sie ihre Hand auf mein Oberschenkel.
Im Gegensatz legte ich meine linke Hand auf ihr Bein. Uns gegenseitig streichelnd, bog sie am Friedrichsring rechts ab. Mit der Automatik des Chevy, ging das einfach mit einer Hand und durch den ruhigen Verkehr, konzentrierte sie sich vollends auf mich.
„Ich dachte wir fahren zu dir?“, fragte ich neugierig.
„Ja, das tun wir auch, ich wohne im Lindenhof!“, sagte sie lächelnd und schob ihre Hand in mein Schritt.
Da wusste ich, sie war etwas Höheres bei der US Army, sie wohnte nicht in den Coleman Barracks.
Wir geilten uns gegenseitig weiter auf und nach ein paar Minuten musste sie rechts ran fahren und anhalten, denn ich hatte meine Hand in ihrer Hose, in ihrem Slip. Sie war rasiert, triefte vor Feuchtigkeit und konnte so nicht weiter fahren. Ich zog meine Hand heraus, lutschte meinen Finger ab und setzte mich auf ihren Schoß. Wir küssten uns heftig, unsere Zungen tanzten. Sie küsste meinen Hals, ich ihr Dekolleté und sie hauchte in mein Ohr:
„Oh Baby, du bist das geilste heute Nacht, warte doch, wir sind gleich bei mir!“, ihr Südstaaten Akzent und ihr Stolperdeutsch, passten perfekt zu ihrem sinnlichen Wesen.
Ich ließ von ihr ab, legte mich auf die Sitzbank, mit meinem Kopf auf ihrem Schoß und genoss den Duft ihrer Sinnlichkeit. Gerry fuhr weiter. Mit dem Blick auf ihren reizvollen Busen, der ab und zu meine Nase streifte, als sie sich beim fahren hin und her bewegte und die vorbeiziehenden Straßenlichter, kam ich mir vor wie auf einem Liebeskarussell.
Es dauerte nicht lange, dann parkte sie ihren Chevy in der Rheinvillenstraße vor dem Haus mit der Nummer 15.
„Wir sind da, Liebes!“, sagte sie, griff mir in die Hose und meinte:
„Wow Baby, dein Prachtstück wird es nicht bereuen, komm mit, wir gehen nach oben!“
Im Taumel der Lust stiegen wir beide auf der Fahrerseite aus, die Beifahrerseite wäre der längere Weg gewesen, denn ich war nah bei ihr.
Während sie die Haustür aufschloss, streichelte ich über ihre Pobacken und durch den dünnen Stoff der Hose, fühlte ich schon ihre Nacktheit. Küssend fuhren wir mit dem Aufzug in den letzten Stock, noch eine kurze Treppe und sie schloss ihre Wohnungstür auf. An der Klingel stand ihr Name „Dr. Geraldine Coletti“.
»Gerry bewohnte ein 90qm Penthouse mit riesiger Rundumterrasse, uneinsehbar von den Nachbarhäusern. Auf der einen Seite sah man über die Dächer von Mannheim, auf der anderen Seite blickte man über den Rhein, auf die Lichter von Ludwigshafen.«
„Was möchtest du trinken?“, fragte Gerry und legte ihre Lederjacke ab.
„Ich weiß nicht!“, sagte ich etwas schüchtern.
„Okay, dann mixe ich dir was!“, sagte sie und ging in die Küche.
Ich war erstmal erstaunt über ihre Wohnung, ich hatte sie total falsch eingeschätzt. Weiße Möbel auf hellgrauen Fliesen, bunte Fetische auf dem Ledersofa, gedämpfte, warme Lichtführung, auf dem Schreibtisch lagen Notizen und im Bücherregal standen Bücher über Psychologie und Psychoanalyse. Mir fielen sofort drei Bände von Sigmund Freud auf, alles in englischer Sprache, einen dicken, abgegriffenen Schinken über die deutsche Kulturgeschichte und Bücher über Voodoo und Kamasutra.
Gerry überraschte mich vor ihrer Bücherwand.
„Na du, hast du was entdeckt?“, sie reichte mir ein Glas.
„Hier, trink und warte ein Moment, ich bin gleich wieder bei dir!“, sagte sie und verschwand in einem Zimmer.
Mit dem Drink ging ich hinaus auf die Terrasse. Ein Dickschiff blubberte auf dem Rhein durch die Nacht, die Wellen zerbrachen die spiegelnden Lichter von Ludwigshafen. Ich nippte an meinem Getränk, es schmeckte nach Erdbeeren, Vanille und Rum, sehr süffig. Mit ein paar Schluck leerte ich das Glas und stellte es auf dem kleinen Steintisch, neben dem großen Hängesessel ab. Gedankenversunken blickte ich zum Horizont. Plötzlich spürte ich Gerrys Hände, sie umarmte mich von hinten.
„Schön dass du hier bist!“, flüsterte sie in mein Ohr, knöpfte mein Hemd auf und zog es mir aus. Ich drehte mich um. Ihr nackter Körper war zur Hälfte bekleidet mit weißem Tüll und Seide. Ihr Gesicht war mit einer weißen Maske halb bedeckt und auf ihrem Kopf trug sie ein paar dunkle Federn. Ich erschrak. Leise flüsterte sie ein paar Wörter, die ich nicht verstand. Sie sprach über Loa und Damballah. Loa ist ein freundlich gesinntes Geistwesen und spielt eine wichtige Rolle in Voodoo Ritualen.
Damballah wird als mächtiger Vater aller Loa verehrt. Göttliche Wesen der Fruchtbarkeit und Sexualität. Sie manifestieren sich durch Besessenheit.
War ich einer Voodoo Priesterin verfallen?
Sie öffnete meine Hose, streifte sie nach unten und schubste mich sanft in den Hängesessel. Auf einem Kissen, das sie mitgebracht hatte, kniete sie vor mir. Ohne Worte, wie in einem Pantomimen Theater, nur mit Gesten, aktiven Bewegungen ihrer Hände, ihrer Lippen, Zunge und Zähnen, erzählte sie mir eine Geschichte von amerikanischen Zucker- und Blasrohreigenschaften.
Ihre schwarze Magie war atemberaubend. Voodoo-Liebeszauber.
Es dauerte nicht lange und ich schleuderte meine Sahne, mit einem tiefen Seufzer, auf ihre dunkelbraune Haut. Mein Sperma hatte die gleiche Farbe, wie ihre Maskerade.
Ein wenig Spannung löste sich in mir. Gerry murmelte leise vor sich hin, drehte sich um und setzte sich rückwärts auf mich.
Das Gefühl mit meinem Dickmann in ihren feuchten, geilen Körper einzudringen, war von allen Sinnen. Sie schaukelte mich in Voodoo-Ekstase, die mit einem stockendem Stöhnen, einem lauten schreien in die Nacht und mit einem Schuss Sperma in ihren Korpus endete.
Gerry stand auf, zog ihre Verkleidung aus, grinste und sagte befehlig:
„Komm mit unter die Dusche!“. Befehle zu erhalten, war ich gewohnt.
Ich war jung, spritzig, willig und neugierig.
Noch zweimal in dieser Nacht, klauten wir uns gegenseitig unsere Körperflüssigkeiten und es endete mit einem amerikanischen Frühstück im Bett, und es fing von neuem an. Der Voodoo Liebeszauber zog mich in seinen Bann und Gerry war eine Meisterin der Luststeigerung.
Ich blieb das Wochenende bei ihr und war in ihrer Liebe gefangen.
Das ging über den ganzen langen Sommer über. Wir trafen uns im „GinGin“, oder ich fuhr direkt zu ihr.
Sie war meine Ärztin der Leidenschaft, meine Voodoo Priesterin, meine Liebesgöttin. Bei Gerry ging ich in die Schule der sexuellen und erotischen Künste. Irgendwann am Ende des Sommers ‚75, war es vorbei, sie war einfach weg.
Von Larissa, der Barfrau im „GinGin“, mit der ich später zusammen war, hatte ich erfahren, dass sie nach Vietnam versetzt wurde. Würde gerne wissen, was aus ihr geworden ist.«
Lateinamerikanische Rhythmen sind in meinem Sinne auf Lust und Erregung aufgebaut es war eine geile Ouvertüre und Pilar war die Königin des Vorspiels.
Sie zog mich aus dem Partyraum, der einem Hexenkessel ähnelte.
Wir gingen durch die Hintertür. Ich schaute noch mal durch die Menge, aber Luana und Seni blieben in der Fiesta verschwunden.
Pilar drängte mich in ein Hinterzimmer, zog mich langsam aus und flüsterte in mein Ohr:
Ich will dich, Gringo!“
Aber das ist wieder die nächste Geschichte.




Anregender Ausflug ins Mannheim der 70er – vor allem wenn man selbst im Rhein-Neckar-Raum noch die Zeit mit der starken US Präsenz kennengelernt hat. Da hatte man einen Hauch von „weiter Welt“ gleich vor der Haustür.
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Oh ja, ich war jedes Wochenende hier, es war für mich sehr faszinierend in der Großstadt und ich habe mich sehr wohl gefühlt. ❤
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Kleinen Großstadt 😀❤
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