EXPEDITION YARO

Peru 1989

Kapitel 23

„Der Auftrag“

Luana hatte den Schrumpfkopf in der Hand und murmelte still vor sich hin, als ich in ihr Zimmer kam, es klang wie ein leises Lied, eine geheimnisvolle Zeremonie. »Kommunizierte sie über die Geister mit ihrem Großvater?«, fragte ich mich.
„Mein Großvater war ein kluger Mann!“, sagte sie mit verhaltener Stimme und stellte das mysteriöse Gebilde zurück aufs Regal.
Sie drehte sich um, lächelte und erzählte:
„Eines Tages fragte ich meine Mutter, was wichtiger ist;“ Lieben oder geliebt zu werden?
Und sie antwortete:
„Kind, dein Großvater hätte gesagt; Welchen Flügel braucht der Condor zum fliegen, den rechten oder den linken?“
„Ein so kluger und aufrichtiger Mann, mein Großvater!“
Luana war nackt, bis auf ein grünes Tuch, das sie um ihre Hüfte gebunden hatte. Sie hatte sich wieder bemalt, mit den blauen Streifen an ihrer Stirn, den roten Spiralen an ihren Wangen und der grüne, breite Strich an ihrem Kinn. Ihr Dekolleté zeigte ein blaues Gewirr, das wie ein Spinnennetz aussah. Drei dimensionale, rote Spiralen die ihre geilen Brüste hervor hoben und ihre erregten Nippeln waren blau wie der Himmel. Ein rotes Hexagramm zierte ihren Bauch. Im Zentrum ihr Nabel als die Sonne, das Lebenslicht.
Sie ging zum Feuer, nahm die Kanne, goss uns Tee in die Tassen und sagte:
„Komm setz dich und trinke ein Tee mit mir, er wird uns gut tun und unsere Seelen öffnen!“
Ich setzte mich zu Luana, trank zwei Schluck des heißen, süßlich herben Tees. Ich spürte sofort diese Mischung aus Kräuter und Alkohol. Ich nahm gleich noch ein Schluck und fragte sie neugierig:
Und wo ist dein Mann jetzt?
„Seit seiner Affäre in Zürich schlafen wir getrennt!“, antwortete sie, dieses Zimmer ist für ihn tabu, aber  wir können die Tür auch abschließen, wenn es dir lieber ist!
Im Schein des Feuers tranken wir unsere Tassen leer. Luana stand auf, ging tänzelnd zur Tür und verschloss sie mit einem Haken. Sie kam zu mir, stellte sich vor mich, nahm mein Kopf in ihre Hände und drückte mein Gesicht gegen ihren Bauch, gegen das Hexagramm.
»Das Hexagramm sagt in der Gegenwart aus, dass man etwas Erwünschtes bekommt, dass es einem durch die eigene Persönlichkeit zuteil wird. Weil man gerade Erwünschtes anzieht und der Mensch das spürt und unterstützt. Kann auch daran liegen, dass man mit seiner Charisma den anderen Mensch beeinflusst.«
Luanas Erwünschtes war die Erotik, ihr Charisma faszinierte mich und der Tee beflügelte uns. Sie hielt mein Kopf fest, ich umfasste ihre Hüften, schob meine Hände unter das Tuch und streichelte ihre Pobacken.
„Und was ist mit der Massage?“ Ich war schon im Liebesrausch.
Sie griff nach hinten und drückte meine Hände fester gegen ihre Pobacken. „Oh ja bitte, da musst du was tun, ich bin total verspannt!“
Plötzlich hörten wir Geräusche, sie kamen von draußen. Luana löste sich aus meiner erotischen Umklammerung, ging zur Tür und lauschte. Sie schaute mich an, drückte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen und sagte leise:
Die Pferde sind unruhig, du bist noch angezogen, schau mal nach ihnen bitte;
„Ja klar!“, ich lächelte, stand auf und ging zur Tür.
„Da, nimm die Laterne mit und-!“, sie ging zu ihrem Rucksack und holte den Revolver raus, den sie von Don Pedro bekam; „-da, nimm den mit!“
»Es war eine „44er Magnum, Smith & Wesson“«
„Was soll ich mit dem Revolver, soll ich ein Pferd erschießen oder vielleicht ein Meerschweinchen?“, fragte ich ironisch und erschrocken.
„Nimm ihn bitte, es ist zu deinem eigenen Schutz!“, sagte sie besorgt, „du weißt nicht was draußen los ist.
In der Dunkelheit ist es zu gefährlich, unbewaffnet zu sein!“
„Gut, zu deiner Beruhigung, aber die Laterne lasse ich
da!“, ich steckte den Revolver hinten in mein Gürtel, mein Hemd hatte ihn verdeckt.
Ich setzte mein Hut auf, öffnete leise die Tür und ging nach draußen in die Sternenklare Nacht.
Bei Rudi im Hühnerstall war es ruhig und die Meerschweinchen lagen zusammengekauert in der Ecke und schliefen. Nur hinter dem Waschplatz, im Stall bei den Pferden, da war es unruhig. Ich schlich am Waschtrog vorbei. Von rechts hinten hörte ich Schritte, die langsam näher kamen. Meine Hand hatte ich schon am Revolver, als plötzlich ein Schatten vor mir stand. Es war Señor Ortéga.
„Hola, Don Waltero, können sie auch nicht schlafen?“, fragte er mich mit verhaltener Stimme.
„Nein, die Pferde sind so unruhig, ich wollte mal nach ihnen schauen!“, meine Hand hatte ich noch am Revolver.
„Gut, dann kommen sie mit!“, sagte er leise.
Als wir näher zu den Pferden kamen, rannte ein größeres Tier aus dem Stall, kletterte über die Mauer und verschwand in der Dunkelheit.
„Das war ein Opossum, sagte Señor Ortéga, nichts ungewöhnliches!“
Langsam bekam ich das Vertrauen zurück und nahm meine Hand vom Revolver.
»Es war eine Zeit, in der ich keine Skrupel hatte abzudrücken, zu schießen, um mich zu verteidigen. Es war eine wilde Zeit.«
Wir wollten gerade ins Haus gehen, da hörten wir Schritte und leises Gemurmel von der Straße her.
„Die schon wieder, wen werden sie jetzt abholen?“ Señor Ortéga ging wütend zum Hoftor. „Erst vor zwei Tagen haben sie den Bürgermeister erschossen!“, sagte er leise, wir schauten durch die Ritze.
„Ja, Señor Ortéga, ich weiß, ich stand fast daneben!“, sagte ich und erzählte ihm das Erlebnis meiner nächtlichen Aktion.
„Vermummte waren in das Haus eingedrungen und einer von denen hatten ihn erschossen!“, erzählte ich leise, während die Rebellen an uns vorrüber gingen.
„Sie sind sehr mutig!“, er sah mich mit sorgenvoller Miene an.
„Nein Señor, mutig ist das falsche Wort, neugierig trifft eher zu!“, ich öffnete leise das Tor.
„Kommen sie mit, wir sehen mal nach wohin sie gehen!“, ich war skeptisch, ob er mit ging, aber doch, zusammen gingen wir den Rebellen in einem sicheren Abstand hinterher.
An einer Ecke blieben wir stehen.
„Kommen sie, Don Waltero, wir gehen wieder zurück ins Haus, es ist zu gefährlich hier draußen, ich weiß auch wo die hingehen, die gehen zum örtlichen Lehrer!“, sagte er aufgeregt.
„Da schauen sie, jetzt gehen sie ins Haus!“, er war sehr aufgebracht, zittrig.
In der Dunkelheit konnte ich nur ein paar Schatten erkennen, die in ein Haus gingen, aber er kannte sich aus, er wußte, welches Haus es war.
Dann viel ein Schuss und noch ein Schuss.
„Jetzt mußte auch ‘Jorge’, mein Freund, dran glauben; Gott habe ihn selig!“, er zog sein Hut und murmelte leise vor sich hin, er betete.
»Es war damals eine schlimme Zeit, in der jede wichtige Person verschleppt oder getötet wurde, es waren alle dran, keiner wurde verschont.«
“ ‘Diese Tiere’, kommen sie endlich, wenn sie uns entdecken, sind wir auch dran!“, erzürnt setzte er sein Hut auf und geduckt rannten wir zurück in die Sicherheit.
Im Hof hatten wir uns noch ein wenig unterhalten. Ich erzählte ihm vom Cerro Celmin und von Don Pedro und dass Frau Sánchez (Luana) eine gute Führerin ist.
„Oh ja, meine Frau kennt sich gut aus!“, sagte er.
„Gut, dann gehen wir mal schlafen, nach der aufregenden Zeit!“, er wollte gerade in sein Zimmer gehen, kam aber zurück und meinte:
„Ach, Don Waltero, könnten sie meine Frau nach ‘Monzón’ begleiten?
Sie hat was dringendes zu erledigen, das nicht aufgeschoben werden kann.
Eigentlich wollte ich das selbst machen, aber durch diese Aktion heute Abend, muss ich morgen nach Huánuco. Ihr könnt die Pferde nehmen, es dauert etwa drei Tage. Frau Sánchez  weiß, wo ihr übernachten könnt. Es ist der Sicherheit wegen, und sie können unsere Gegend noch besser kennenlernen, ich will sie nicht alleine los schicken.“
„Hm, das hört sich gut an, ja klar, das mache ich gerne!“,
ich überlegte nicht lange und stimmte zu.
„Gut, dann bis morgen früh. Buenas Noches Don Waltero, schlafen sie gut!“, sagte er.
Ich wartete kurz bis Señor Ortéga in seinem Zimmer war, dann ging ich zu Luana.
„Wo bleibst du denn, du solltest doch nur nach den Pferden schauen, ich machte mir große Sorgen!“, sie reichte mir erregt einen Tee.
Ich gab ihr den Revolver zurück, erzählte von ihrem Mann und dass der Lehrer erschossen wurde. Sie war entsetzt. Im Schein des Feuers blitzten ihre Tränen wie Perlen. Sie kullerten über ihre Wangen und durch die roten Spiralen sah es aus wie Blut.
„Bleib bei mir heute Nacht, ich will nicht alleine sein!“,  langsam zog sie mich aus.
Ich nahm ihr das grüne Tuch von den Hüften und küsste ihre farbigen, geilen Brüste.
„Du willst doch eine Massage, komm leg dich  hin!“, sagte ich leise, ich konnte meine Hände nicht von ihr lassen……..
Der Tee zeigte seine erotische Wirkung.
In der Nacht flogen unsere Seelen bis zu den Sternen und wieder zurück.
Erst früh morgens ging ich in mein Zimmer und ruhte mich etwas aus, für den Ritt nach Monzón, von dem Luana noch nichts wusste.

Aber das ist wieder die nächste Geschichte.

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