Peru 1989
Kapitel 16
„Luanas Befehl“
Das Wasser glitzerte grün und türkis. Es war die einzige Stelle in der Schlucht des Rio Tantamayo, die die Sonne erwärmte. Luana und ich saßen am Rande der kleinen Sandbank, streckten unsere Füße in das kalte, türkise Wasser und redeten über das indianische Leben in dieser Abgeschiedenheit, über den Terror, der das Land und ihr Volk zerriss. Ihre Stimme klang dunkel und traurig, aber auch sehr erotisch. Sie übertönte das helle plätschern des kleinen Wasserfalls hinter uns. Luana spielte mit ihren Händen im Wasser, ihre Handflächen waren deutlich heller als ihre Haut. Sie knöpfte ihre Bluse auf und ließ das kalte Wasser über ihren Busen tröpfeln. Ihre fast schwarzen Nippel wurden größer und zeichneten sich deutlich aus dem helleren Vorhof heraus. Sie lehnte sich zurück, stützte sich mit ihren Armen ab und ließ ihre schwarzen Haare in den Sand fallen.
Irgendwie kam mir ihr Stil bekannt vor.
Hast du Kinder? Fragte ich sie.
Nein, noch nicht, aber es wird Zeit welche zu kriegen! Sagte sie und lächelte mich an.
Luanas indianische Geilheit, dieses Fremde, dieses erotische in ihrem Wesen, faszinierte mich.
Schon immer, auch in meinen früheren Jahren, hatte ich das Fremde, das Geheimnisvolle, das Gefährliche gesucht.
Wie war das noch, damals
im März 1979. Mit meinem schwarzen Golf GTI fuhr ich über eine Regennasse Landstraße in der West-Schweiz. Ich war unterwegs zu einem Berg Film Festival in Montreux und wollte erst einen Abstecher in das Wallis machen. Ein Arbeitskollege hatte eine Zweitwohnung in Anzère, in der Nähe von Crans Montana in den Walliser Alpen und war in Urlaub da.
An einer Ampelkreuzung mußte ich bei Rot anhalten. Auf der linken Spur, neben mir, stand ein weinroter Bentley. Drinnen saß eine schöne, junge Frau mit langen schwarzen Haaren auf dem Beifahrersitz. Hinter dem Steuer saß ein älterer Herr und schaute aufgeregt umher. War es ihr Mann oder ihr Chef? Fragte ich mich. Auf jeden Fall waren sie keine Erholungsreisende. Es war Mittwoch und Mittwochs fährt man nicht in Urlaub, schon garnicht mit einem weinroten Bentley.
Die Frau sah mich an. Es war ein trauriger, ein hilferufender Blick. Unsere Blicke trafen sich draußen zwischen den Fensterscheiben. Ein Lächeln, ein zwinkern, ich gab Gas und weg war ich.
In Martigny Centre Ville fuhr ich in die Tiefgarage des Hotel Central, wo ich mir ein Zimmer gebucht hatte. Ich holte gerade meinen Rucksack aus dem Kofferraum und da kam der weinrote Bentley herein gefahren. Nanu, dachte ich, verfolgen die mich?
Die Frau lächelte mir zu und der Mann streckte den Kopf und suchte einen Stellplatz für seinen großen Schlitten. Ich verschwand im Aufzug zur Rezeption und hatte eingecheckt.
Nach dem Abendessen saß ich noch am Tresen der Lounge und trank ein „Châteauneuf-du-Pape“, einen edlen Rotwein. Ich wollte zum trinken ansetzen, da ging die Tür auf und die junge Frau kam mit ihrem Anhängsel herein, setzten sich nicht weit von mir an einen Tisch. Unsere Blicke trafen sich wieder, wir flirteten eine ganze Weile mit den Augen. Die Lounge Box spielte „Blue Moon“ von Tony Bennett, eine sehr erotische Stimmung lag in der Luft, es knisterte gewaltig. In der Zwischenzeit hatte ich einen kleinen Zettel vorbereitet, hatte drauf geschrieben „Zimmer Nr. 7“.
Ich trank aus, bezahlte meine Rechnung und beim vorbeigehen ließ ich mein Autoschlüssel fallen. Sie bückte sich, ich bückte mich. Es war die beste Gelegenheit. Beim aufstehen hatte ich ihr den Zettel überreicht. Sie versteckte ihn gleich in ihrer Hand. Ich war ziemlich aufgeregt, sie hätte mich auffliegen lassen können. Ich hatte Glück, ich hatte ihren Flirt mit den Augen richtig gedeutet.
Oh, Entschuldigung! Sagte ich, zwinkerte mit ihr kurz, ging weiter aus der Hotel Lounge direkt in mein Zimmer.
Für unvorhersehbare Wartezeiten hatte ich immer etwas zum Lesen dabei. Ich laß das Buch „Reisen ohne anzukommen“ von Ernesto Grassi. Eine Konfrontation mit Südamerika.
Es dauerte eine ganze Weile. Erst gegen ein Uhr nachts klopfte es leise an meine Tür. Ich legte das Buch weg und machte langsam die Tür auf. Oh ja, da war sie. Ihre schwarzen Haare hingen über einem roten Bademantel. Ihr braunes Gesicht, die hohen Backenknochen, ihre Stupsnase und die schmalen Lippen. Sie war so schön.
Sie schaute etwas ängstlich zurück und kam dann gleich in mein Zimmer. Bonjour monsieur, je suis Sandra ! Sagte sie leise. Die Freundlichkeit der Franzosen hatte mich schon immer fasziniert. Aber Sandra war ein Insel-Mädchen aus Mauritius, wohnte in Paris und war mit ihrem Chef unterwegs zu einer Tagung in Zermatt.
Wir küssten uns leidenschaftlich. Vorsichtig zog ich ihren roten Bademantel über ihre Schulter. Sie war nackt. Unsere Lippen lösten sich und ich ging langsam in die Knie. Ich küsste ihren Hals, ihre geilen Brüste an der Unterseite und ihre fast schwarzen, festen Nippel, die sich deutlich absetzten vom hellen Vorhof. Sie redete kaum. Ihr Parfüm roch nach süßem Holz. Sie zog mich wieder hoch, führte mich zum Bett und……….
Ihr Luststöhnen in der Nacht höre ich heute noch in manchen Träumen.
Gegen fünf Uhr morgens schlich sie aus meinem Zimmer und verschwand aus meinem Leben.
Genau derselbe Typ Frau saß jetzt, zehn Jahre später, neben mir auf einer kleinen Sandbank im Rio Tantamayo, in den peruanischen Ost-Anden
und lächelte mich an.
Zieh dich aus Gringo, ich will dich haben!
Luanas Befehl war erotisch
und direkt. Manchmal muss man Befehle befolgen und dieser erotischen Anweisung konnte ich nicht widerstehen.
Engumschlungen, nackt und geil, lagen wir auf der kleinen Sandbank. Wir bemerkten nicht die dicken Wolken, die vom Marañóntal herüber zogen.
Wir küssten uns leidenschaftlich und spielten miteinander. Ich ließ etwas Sand auf ihren Busen rieseln, ein geiler Kontrast, der helle Sand auf der braunen Haut. Sie setzte sich auf mein Becken und spielte sich auf ein Rhythmus ein, der mich wahnsinnig machte. Plötzlich gab es ein Blitz, ein Knall und es fing fürchterlich an zu regnen. Wasser ohne Ende. Schnell griffen wir unsere Sachen zusammen und schlupften in die kleine Felsenhöhle hinter dem Wasserfall.
Viel Platz war nicht in der Höhle. Zärtlich ineinander verschlungen im „Coitus Reservatus“ warteten wir über eine Stunde, bis das
Naturschauspiel zu Ende war. Die kleine Sandbank war verschwunden. Der Fluß hatte gewaltig an Wasser zugenommen. Wir zogen unsere feuchten Klamotten an, kletterten am Fluß entlang und hoch zur Hängebrücke.
Komm doch mit zu den Kühen, sagte Luana, ich mache ein Feuer, wir können unsere Klamotten trocknen. Für den „Cerro Celmin“, da wo du hin willst, ist es jetzt viel zu spät.
Es war 12.00 Uhr Mittags. Es war wirklich zu spät.
>Ich geh mit Luana zu den Kühen, dachte ich, so bekomme ich auch ein besseren Einblick in ihre erotische Seele und in ihr Leben.<
Si, vámonos! Sagte ich, gehen wir zu den Kühen.
Die Wolken hatten sich verzogen, die Sonne schien, aber es war merklich kühler, vor allem im Schatten und mit den nassen Klamotten sowieso.
Meine Stiefel trieften vor Nässe wie Luanas schwarzen Haare, die sie zu einem Zopf zusammen gebunden hatte. Sie lächelte mich an und sagte:
Morgen begleite ich dich zum „Cerro Celmin“! Es ist besser wenn du jemand aus dem Dorf, einen Einheimischen, dabei hast, meinte sie, es ist zu deinem Schutz, ich will nicht, dass dir hier etwas passiert!
>Ich konnte mir keinen besseren Schutz vorstellen.<
Und dein Mann? Fragte ich neugierig.
Oh, der kommt erst spät am Abend zurück, bis alle Fragen um die Leiche des Bürgermeisters geklärt sind, das dauert! Sagte sie lächelnd.
Warum tut sie das?
Warum betrügt sie ihren Mann mit einer Selbstverständlichkeit, der nicht der Mentalität der Indigenas, der Quechúa entspricht. Die Quechúa sind zwar ein fröhliches Volk, aber doch zurückhaltend und etwas misstrauisch gegenüber Fremden.
Diesen Fragen wollte ich nachgehen. So war ich doch, wenn auch ungewollt, auf einer Forschungsreise in die indianische Erotik innerhalb meiner Expedition zur Yarowilka Kultur.
Luana war mein Forschungsprojekt, phantasievoll, tabulos, und sehr leidenschaftlich.
Eine Viertelstunde später waren wir bei den Kühen. Die Sonne hatte sich hinter ein paar Wolken versteckt.
Acht Kühe standen in einem Corral, ein etwa 500 Quadratmeter große Grünfläche, mit einer Steinmauer umgrenzt, verbunden mit einer kleinen Hütte aus Steinen. Es waren die gleichen Bruchsteine, mit den die Yarowilka ihre Häuser gebaut hatten. Neben der Hütte lag noch ein großer Steinhaufen. War das vielleicht eine zusammengefallene Ruine der Yarowilka? Haben die Quechúa ein Corral für ihre Kühe gebaut, aus den Resten einer Ruine?
Hier in dieser abgeschiedenen Region, reihten sich die Siedlungen der Yarowilka wie Perlen an eine Schnur. Viele Ruinen liegen noch im verborgenen und warten auf ihre Entdeckung.
Luana und ich gingen in die Hütte. Getrocknete Kuhfladen lagen in einer Ecke neben einer Feuerstelle. Ein Tisch und ein Stuhl in der anderen Ecke, neben einem kleinen Schlafplatz mit Alpaka-Decken.
Luana zog aus ihrem kleinen Rucksack ein Lunchpaket hervor und machte Feuer aus den getrockneten Kuhfladen. Sie lächelte mich an und sagte:
Zieh dich aus!
Meine Reise in Luanas geheimnisvolle, erotische Seele begann.
Aber das ist schon wieder die nächste Geschichte

Sehr anregend geschrieben. Es ist ein Vergnügen diesen Reisebericht zu lesen!
LikeGefällt 1 Person
Vielen lieben Dank für dein Feedback, die Geschichte ist noch nicht zu Ende und ich muss sie noch überarbeiten, es ist ein Rohmaterial. ❤
LikeLike