Peru 1989
EXPEDITION YARO
Peru 1989
Kapitel 4
„DIE FAHRT NACH CHAVINILLO“
In einer kleinen Seitenstraße fand ich einen LKW, mit dem ich in das Land der Yarowilca, ins „Rupa Rupa-Land“ fuhr. Da standen viele LKWs rum, kleine und größere die in alle Himmelsrichtungen fuhren. Meiner war ein 6 Tonner und war schon mit den üblichen Sachen beladen, die man in entlegenen Regionen dringend benötigt. Da waren Kisten und Säcke mit Mais, Reis, Kaffee, Hühner und Schweine und ein paar fröhliche Indios waren auch schon hier. Heute sagt man ja nicht mehr „Indios“, (es ist ein Schimpfwort) es sind „Indígenas“
(Eingeborene)
Peru ist neben Bolivien und Guatemala eines der drei Länder Lateinamerikas mit einem großen Anteil indigener Bevölkerungsgruppen. 37 Prozent der Einwohner sind Mestizen, etwa 47 Prozent Ureinwohner. Letztere gehören überwiegend zu den Quechua und Aymara sprechenden Völkern.
(Quelle:Wikipedia)
Ich suchte mir einen guten Platz. Am besten sind die Plätze ganz oben wo man gut fotografieren kann. Da kann man auch zur Not runterspringen, falls der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug verliert.
Nach zwei Stunden ging die Fahrt dann endlich los. Wir fuhren durch das Tal des Rio Higueras, der über die Ufer getreten war und alles überschwemmte. Auch „Kotosh“ der 4000 Jahre alte „Tempel der gekreuzten Hände“ aus der Vor-Inca-Zeit stand im Wasser. Die Straße glich einem Feldweg mit tiefen Furchen und war, wie üblich in der Regenzeit, sehr verschlammt. Wir fuhren stetig bergauf bis zur markanten Felsformation „Llagshahuarina – la Corona del Inca“ (Die Krone des Inka). Sie kennzeichnet auch die höchste Stelle der Straße zwischen Huànuco und Chavinillo. Von diesem Pass ging es bergab in das Tal des „Rio Marañón“, einer der Quellflüsse des gewaltigen Amazonas. Unser Fahrer leistete sich ein Rennen mit dem vorher fahrenden LKW. In rasanter Fahrt fuhren wir über die schlammige Piste bergab, wo ein normaler PKW keine Chance hätte hier durchzukommen. Die Fahrer haben Gottvertrauen und sind Zauberer der Anden-Pisten. Am späten Nachmittag kam ich endlich in der damals kleinen Ortschaft Chavinillo an. Es ist die Hauptortschaft des gleichnamigen Distrikts, liegt ca.3500 Meter hoch, an der Westflanke der Zentralkordillere und ist meine Basis und Ausgangspunkt zur Hauptstadt der Yarowilka-Kultur.
Ich kletterte vom Lkw runter, zog mein Rucksack über die Schulter und bahnte mir ein relativ trockenen Weg durch die tief zerfurchte und schlammige Hauptstraße. Ein paar Jungs, die mir begegnet sind, fragte ich nach einer Unterkunft. Sie zeigten auf ein Haus. Der Besitzer kam gerade zur Tür heraus.
Hola Señor, busco un cuarto? fragte ich.
Si hombre, tengo! sagte er und zeigte auf eine Tür.
Für umgerechnet ca. Zwei Mark habe ich das Zimmer bekommen. Ich machte die Tür auf und……
Es war die einzige Unterkunft in diesem Ort.
Hier in Chavinillo gab es, auch in diesem modernen Zeitalter wie 1989, keine touristische Infrastruktur.
……ich stand in einem staubigen Zimmer vor einem verrosteten Bettgestell und einer Matratze, die eigentlich garnicht aussah wie eine Matratze. Es war etwas, wo man sich drauf legen konnte. Draußen versammelten sich Kinder, manche kamen sogar bis in mein Zimmer, weil die Tür noch offen stand. Für die Indigenas war ich eine kleine Attraktion, denn hier, auf dem Weg in ein toten Winkel der peruanischen Ost-Anden, verirrte sich kaum ein Tourist. Ich habe sie höflich hinaus befördert, hab dann die Tür zugezogen und hab’s mir erst mal gemütlich gemacht. Etwas Ruhe konnte ich brauchen.
Am Abend, als es ruhig war draußen, ging ich in die kleine Bar, die einzige im Ort, trank ein Coca-Tee und bestellte mir bei der alten Creolin was zu essen. Wie überall in entlegenen Regionen in Lateinamerica, gab es Eier, Bohnen, Reis und Hühnchen. Ich war zufrieden mit mir und meiner abenteuerlichen, kleinen Welt. Aber meine Gedanken waren schon ein paar Stunden weiter, denn am nächsten Morgen wollte ich zur Hauptstadt der Yarowilca-Kultur aufbrechen. Es sind Ruinen in 4000 Meter Höhe, weit abgelegen, die kein normaler Tourist, außer Archäologen, bisher besucht hatte.
Und was mir da widerfahren ist, das ist schon wieder die nächste Geschichte.





