EXPEDITION YARO

EXPEDITION YARO
Peru 1989
Kapitel 2

„UNTER BANDITEN“

In der Nähe des „Plaza San Martin“ fand ich eine Wechselstube mit einem sehr günstigen Umtauschkurs. Ich wechselte ein 50 Dollar Scheck (American Express), das Geld steckte ich weg und lief weiter durch die Straßen.
Ein junger Mann sprach mich an. Nach peruanischen Verhältnissen war er mittelständig gekleidet. Wir unterhielten uns über touristische Attraktionen in Peru. Wir redeten über „Cuzco und Machu Picchu“ den „Titicacasee“ und die „Linien von Nazca“ Und da ich mich ganz gut auskannte, konnten wir uns sehr gut unterhalten. Zusammen liefen wir zum „Plaza San Martin“. Von der Gefährlichkeit dieses wunderschönen, lebhaften Platzes hatte ich gewusst! Hier trifft man „Drogendealer, Taschendiebe, Strassen-Räuber und andere Banditen“. Auf einmal wurden wir von hinten angesprochen. „Buenos Dias Seniores, es un Control de Personas“! Ich drehte mich um und sah einen gut gekleideten jungen Mann, der seinen Ausweis in der Hand hielt und er trug eine Sonnenbrille. Ich sah mir den Ausweis etwas genauer an. „Polizia Civil“ habe ich gelesen, mit Stempel und Unterschrift und ein Bild des jungen Mannes.
„Papelles porfavor“! Sagte er in einem energischen Befehl. Ich gab ihm meinen Reisepass. Der andere Mann konnte sich nicht ausweisen. Und so meinte der angebliche „Polizist in Civil“, kein Ausweis? da müsst ihr mitkommen auf die Polizeistation.
„Seit ihr Freunde“? hat er mich noch gefragt.
Nein, nein sagte ich, wir haben uns nur kurz unterhalten. Für mich war die Sachlage klar: „Polizei, auch noch in Zivil, kein Ausweis und der Verdacht auf ein illegales Geschäft“, da muss man auch in Deutschland auf die Polizeistation. Der angebliche „Polizist in Civil“ winkte nach einem Taxi und sofort hielt ein Auto an. Ich kenne mich in Automarken etwas aus, aber was da vor uns angehalten hatte, konnte ich keinem Typ zuordnen. Es war irgendetwas fahrendes Amerikanisches und es war rot. Der Polizist öffnete die Hintertür und wir wurden gebeten einzusteigen. Wir stiegen ein und ich sah sofort, dass die Hintertüren von innen keine Griffe zum Öffnen hatten. Und da wurde mir klar, hier stimmt was nicht, und ich war machtlos. Der angebliche Polizist stieg vorne ein und dann fuhren wir los. Der Fahrer sah von hinten sehr ungepflegt aus und er konnte gerade noch so über das Lenkrad schauen. Nach ein paar hundert Metern Fahrt drehte sich der Polizist um und durchsuchte den anderen Mann. Er bekam heftige Faustschläge ins Gesicht und er herrschte ihn fragend an: „Drogas, Drogas, tienes Drogas“ ? (Drogen, Drogen, hast du Drogen)? No, winselte er und seine Nase blutete stark. Dann
durchsuchte er mich, ich bekam aber keine Schläge. Er fragte mich kurz nach Drogen? No tengo Drogas, no me gusta, antwortete ich. Dann fragte er, immer noch energisch höflich, tienes Dinero? Und er durchsuchte mich immer weiter. Er nahm alles zu sich, was ich dabei hatte, auch meine Tränengas Spraydose. Und mein Geheimfach hatte er auch entdeckt, eine kleine Samt Tasche hinten in der Unterhose mit einer Sicherheitsnadel festgemacht. Hier drin hatte ich die Kaufbestätigungen meiner Reiseschecks und wichtige Adressen von Deutschland und Peru und 25 Dollar in kleine Scheine. Dann wurde mir alles Klarer. Die drei, der Mann neben mir, der angebliche Polizist und der Fahrer arbeiten zusammen, mit grosser Schauspielkunst. (Not macht eben erfinderisch, und die Drei waren echt gut). Mittlerweile waren wir schon mehr als eine halbe Stunde unterwegs. In meinem Kopf machten die Gedanken Bocksprünge. „Ich sitze in einem fahrenden, amerikanischen ”Etwas“ unter Banditen, schon ausserhalb von Lima und bin denen machtlos ausgesetzt“. Ich dachte, was haben die vor und wo bringen die mich hin. Wir fuhren irgendwo draussen an der Küste entlang. Plötzlich ging alles ganz schnell. Der Wagen hielt an einer Ecke einer Vor-Stadt an. Ich glaubte, es war „Callao“. Hier wimmelte es von Polizisten, alle in Uniform und schwer bewaffnet.
Hier ist die Polizeistation! sagte der angebliche „Polizist in Civil“. Er stieg aus, machte meine Tür auf, drückte mir eine Plastik-Tüte in die Hand und lies mich aussteigen. (Das war die Plastik-Tüte meiner Samt-Tasche, hier drin hatte ich alles wasserdicht verpackt). Mein Hemd hing noch aus der Hose. Er schmiss die Tür wieder zu und stieg ein. Und das fahrende amerikanische Etwas fuhr mit den drei Banditen um die Ecke und war verschwunden. Sofort schaute ich in die Plastiktüte, es war alles da. Es fehlten nur mein Geld, die Kaufbestätigungen der Reiseschecks und meine Tränengas Spraydose aber das Wichtigste war dabei, mein Reisepass.
Verloren stand ich jetzt an dieser Ecke, ohne Geld,
außerhalb von Lima. Ich war verärgert, wütend, nicht über diese drei Banditen, nein, ich war wütend über mich selbst, weil mir das passiert ist, mir, einem erfahrenen Globetrotter und Abenteurer. Aber alles kann, nichts ist wirklich sicher.
Gelassen schaute ich dem regen Treiben der schwer bewaffneten Polizisten zu. Ich hätte ja zu einem Polizisten gehen können und hätte sagen können: “Hey, ich wurde gerade verschleppt und ausgeraubt“! Aber ich stand da und machte nichts, ich hatte das Vertrauen in die Polizei verloren. Etwa zehn Minuten stand ich da herum. Es tat sich überhaupt nichts. Ich ging zu einem Taxi-Fahrer, an seinem Auto stand die Aufschrift „Taxi“, das war schon mal ein guter Sicherheitsaspekt, dass es auch wirklich ein Taxi ist. Ich erklärte ihm meine brenzlige Situation. Mit ihm fuhr ich zurück in die „Avenida Tacna 329“. Ich ging dann hoch in mein Zimmer, holte ein Paar Inti und bezahlte den Taxi-Fahrer der sehr freundlich war. Er gab mir noch einen Tipp, wie ein Ausweis eines
Polizisten auszusehen hat. Man klappt ihn auf und innen muss die Flagge von Peru zusehen sein. Ich hatte mich bei ihm ganz herzlich bedankt und bin dann wieder los und habe ein Scheck gewechselt. Wieder in der gleichen Wechselstube. Aber diesmal „Cuidado“ (Aufpassen).
Lima ist immer für eine Überraschung gut.

Und wie es weiter geht, das ist die nächste Geschichte.

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