Vom Schreiben über Vorgänge in direkter Nähe oder aus der Distanz vom Schreibtisch. Buenos Aires 1987

DAS LIED DER METRO

lichter im untergrund
geräusche monoton
das leben so kunterbunt
tangos erklingen im monophon

dichter bettler und halunken
indios mestizen aber auch weisse
die alten haben sich betrunken
die jungen gehen auf drogenreise

die menschen laufen durcheinander
drängeln sich zum zug der zeit
die alten leben mit palisander
die jungen sind zum sterben bereit

musiker stehen vor schmutzigen Kacheln
und spielen melancholische lieder
insekten fliegen mit giftigen stacheln
und die züge kommen im vierminuten takt
immer wieder immer wieder

im labyrinth der übergänge
den verbindungen zu den stationen
höre ich buddhistische gesänge
aus ganz anderen fremden regionen

taschendiebe sitzen auf treppenstufen
verstellen sich sind falsch und immer auf der lauer
die not hat sie dazu berufen
und mit der zeit werden sie immer schlauer

sie leben in den straßen
und kennen kein zuhaus
mit den zügen wollen sie davon rasen
doch am abend müssen sie hier raus

wenn es dunkel wird kommen finstere gestalten
und um mitternacht kommen die richter
solche die das licht ausschalten
das Lied der Metro hat viele gesichter

im grenzland zwischen hoffen und bangen
höre ich die melodie
ich glaube ich bin gefangen
und verloren in der macht der metromanie

© Walter Maul Photographie

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