Mit dem Nachtbus kam ich in die Stadt „San Christobal Alta Verapaz“.
Ich wollte mich nicht lange aufhalten, aber es gab nur den Nachtbus am Abend um weiter zukommen. Deshalb ging ich die ersten zwanzig Kilometer zu Fuß weiter. Ich war auf dem Weg nach Uspantán und Cunén, zwei Dörfer am Fuß der Sierra Cuchumatán.
Nach 4 Stunden Fußmarsch, konnte ich ein Pickup anhalten. Freundlicherweise nahm der Fahrer, ein Mestize, mich mit bis Uspantán. Hier blieb ich zwei Tage. In einer Schreinerei, die auch eine Pension war, bekam ich ein Zimmer angeboten, sie zimmerten Särge. Es war eine lukrative Tätigkeit in dieser Gegend. Immer, wenn ich in mein Zimmer wollte, mußte ich an diesen Särgen vorbei, alles war sehr makaber.
In Uspantán gab es einen kleinen Markt von Indigenas, den ich immer wieder besuchte. Die Einheimischen in ihren farbenfrohen Trachten, waren das perfekte Fotomotiv.
Zwei Tage später fuhr ich per Anhalter nach Cunén. Von hier aus waren es noch 25km bis Nebaj und 47km bis Chajul, beides waren Centren der Guerilleros, sogenannte „Hochburgen der Guerilla Kämpfer“, inmitten der Sierra Cuchumatán, einem Gebirge mit über 3000 Meter hohen Bergen.
Hector, ein freundlicher Indigener, hatte mich eingeladen in seinem Haus ein paar Tage zu verweilen. Dankend nahm ich die Einladung an. Am Abend suchte ich mir was zu essen, danach war ich wieder bei Hector und lauschte den nächtlichen mysteriösen Geräuschen.
Am nächsten Morgen frühstückte ich bei Hector, wie immer gab es Eier und Bohnen. Danach packte ich meinen kleinen Rucksack und erkundete den Ort und die Gegend.
Als ich aus dem Dorf lief in Richtung Nebaj, bemerkte ich drei Männer mit Schnellfeuer Gewehren, die mich im Abstand von ca. 100 Meter verfolgten. Ich hatte Angst. Ich dachte, >>wenn ich jetzt weiter gehe, bin ich in der Wildnis der Sierra Cuchumatán, dann knallen die mich ab, verbuddeln meine Leiche und ich bin einer von den Toten und Verschollenen des Guerilla Krieges<<. Ich tat das einzig richtige, ich drehte mich um und lief ihnen entgegen. Ich war ca. zehn Meter vor ihnen, dann positionierten sie sich vor mir, der eine auf der linken Seite, der andere auf der rechten Seite und der in der Mitte rief „Alto“ (Halt). Die drei hatten ihre Gewehre im Anschlag und zielten auf mich. Ich dachte, >>jetzt gehts los<<. Ich blieb stehen.
Es war eine Privat Patrouille. Der Wortführer rief: Wer bist du? Woher kommst du? Und wohin willst du? Ich bin Tourist, bin auf der Durchreise nach Guate City! Rief ich ihm zu. Hier gibt es keine Touristen! Erwiderte er. Doch! Rief ich in einem kräftigen, energischen Ton. Ich bin Tourist, ich bin hier! Langsam, mit erhobenen Händen, ging ich ein paar Schritte vor und unauffällig zückte ich aus meiner Brusttasche mein Reisepass, den ich immer in diesen Gebieten griffbereit halte. Der Wortführer nahm ihn an sich, dann führten sie mich ab und gingen mit mir zur Militär Station.
Zwei Stunden hielten sie mich fest und verhörten mich. Sie fragten immer wieder, welche Mission ich hätte und was ich hier mache?
Sie dachten vielleicht, ich wäre ein Todesschwadron der Guerrillas, die hier alleine operieren. Sie kommen in ein Dorf, machen alles nieder, töten und verschwinden wieder. Ich blieb hart und sagte nur: „Ich bin Tourist und bin hier auf der Durchreise nach Guate City“. Nach etlichen Telefonaten, gaben sie mir mein Reisepass zurück und ließen mich frei.
Ich blieb noch einige Tage, schließlich war ich jetzt bekannt in Cunén als der „verrückte Gringo“.
Später fuhr ich per Anhalter weiter in Richtung San Pedro de Atitlán und einem neuen Abenteuer entgegen.
Aber das, ist wieder eine andere Geschichte.